Schermaschinen-Training mit Heinzi

Es ist sehr heiß – Baghira und Nemo springen schon in ihrer Kurzhaar-Sommerfrisur durch die Gegend.

Baghira und Nemo mit angenehmer Sommerfrisur
Bei Heinzi geht das nicht so einfach: Er hat ganz schlechte Erfahrungen mit festhalten und untersuchen, generell Nähe zu Menschen gemacht, wurde brutal abgerichtet… hat also gelernt, dass Menschen nicht sooo toll sind und hund sich diese Lebewesen lieber vom Leib hält. Diese Erfahrungen führten dazu, dass er schwer gebissen hat – und zwar nicht seine Peiniger (die ihn töten wollten), die haben sich ihn mit der Fangstange vom Leib gehalten; sondern jemand, der möglicherweise durch eine Bewegung zu nahe an seinem Körper sehr unangenehme und schmerzhafte Erinnerungen ausgelöst hatte.

Heinzi am Tag seiner Lebens-Rettung mit seiner vertrauten Spaziergängerin von damals.

Heinzis Sozialisation ging wohl auch zumindest ungenutzt vorüber. Andere Tiere findet er gerade zum Jagen geeignet… und so normale Dinge im Leben von Menschen wie Autos, LKWs, Jogger, Radfahrer, etc. regen ihn auch „eher“ negativ auf.

Vor allem Lärm, und da besonders metallische Geräusche, machen ihm zu schaffen: Dies wurde wohl durch Leinenruck (Karabiner-Lärm am Halsband) und Fangstange „antrainiert“…
Beim Konditionieren auf den Clicker musste ich daher besonders vorsichtig vorgehen: Nach dem (auch noch so abgedämpften) Geräusch hat er sich anfangs ganz hektisch umgedreht, wohl um zu sehen, wer ihm da demnächst weh tut…

Zum Glück ist das alles jetzt doch schon einige Zeit her und Heinzi lebt mit Baghira, Nemo, Leila und mir in einer wilden WG. An die Katze Leila hat er sich inzwischen bereits so gut gewöhnt, dass ein Kindergitter – außerhalb der „Ursi trainiert“-Zeit – genügt und er gelassen ruht, während Leila vor seiner Nase herumspaziert.

Auch das Leben in Wien ist längst nicht mehr so stressig für ihn: Autos, Jogger, Radfahrer und sogar die laute Müllabfuhr dürfen inzwischen bereits existieren – belohnunsorientiertes Training mittels Clicker und Markersignal sei dank.

Aber nun mehr zum eigentlichen Schermaschinen-Training:

Ich mache mit ihm ohnehin Medical-Training, da kennt er bereits, dass meine Hand beispielsweise an seinem Rücken die Haut aufhebt, angekündigt durch ein Signalwort – große Hilfe beim TierärztIn-Besuch…

Stufe 0: Meine Hand an seinem Rücken – Click & Belohnung

Seit 5 Einheiten (je 10-15 Min inkl Pausen) trainiere ich mit Heinzi, dass die Schermaschine kein Grund zum Durchdrehen ist…

Stufe 1: Präsentieren der Schermaschine – Click & Belohnung
Stufe 2: Schermaschine bewegt sich (auf ihn zu) – Click & Belohnung
Stufe 3: Schermaschine kurz einschalten, entfernt von Heinzi – Click & Belohnung
Stufe 4: Schermaschine  bewegt sich auf Heinzi zu und wird kurz eingeschalten – Click & Belohnung
Stufe 5: Schermaschine bewegt sich auf Heinzi zu, wird kurz eingeschalten und bewegt sich am Körper entlang, ohne ihn zu berühren – Click & Belohnung
Stufe 6: mit der Schermaschine kurz ein paar Haare schneiden – Click & Belohnung

Von dieser 6. Stufe gibt es ein Video, das zeigt, wie ruhig und vertrauensvoll Heinzi inzwischen bleibt, obwohl die Schermaschine direkt an seinem Ohr vorbeigeführt wird, er nicht sieht, was ich da genau mache, … kurz: er ist durchaus in einer Situation, die bei ihm Verteidigungsverhalten auslösen könnte. Den Beißkorb trägt er, damit dies dann bei der Tierärztin kein ungewohnter Parameter ist.

Bald wird also auch Heinzi mit gekürzter Mähne umherziehen. Ein paar Haare am Hals und Rücken musste er aber heute auch schon lassen.

Hier noch zum Vergleich ein Video, das Heinzi und mich ein paar Tage nach seiner Rettung zeigt: Ich trainiere mit ihm fast zum ersten Mal in seinem Leben, dass ein Brustgeschirr nichts Böses ist. Seine Augen wurden zu dem Zeitpunkt schon ganz starr, seine Pupillen riesig, wenn mensch zum Halsband nur gegriffen hat.

Und wieder einmal: Trainieren statt dominieren! Gerade bei ängstlichen – aggressiven Hunden!

Hilfe beim Schermaschinen-Training oder Medical-Training? Kontaktieren Sie uns!

🙂