In Ruhe lernen: Clickertraining ohne Hektik
„Schnell noch mit dem Hund was machen“, „Dieses Ziel müssen wir bis morgen erreichen“! Diese Gedanken hat man im durchgeplanten Alltag bald mal im Kopf. Das spiegelt sich dann oft auch im Verhalten des Hundes. Besonders beim Trainieren von Tricks oder auch bei der Verhaltensmodifikation von Hund-Hund-Aggressionsproblematik kann es passieren, dass zB. aufgedrehte oder hektische Verhaltensweisen belohnt werden.
Es soll ja Hunde geben, die beim Anblick des Clickers bereits eine sehr starke Erwartungshaltung haben: AUFREGUNG! 🙂
Dabei kann man Ruhe und Konzentration genauso üben, wie schnelle (Verhaltens-) Reaktionen.
Ja, auch mit „Hibbelhunden“.
Ja, auch mit mehreren Hunden.
Ja, auch mit mehreren „Hibbelhunden“.
Oder gerade bei diesen. 😉
Hunde, die lernen, auch mal mit Ruhe und Konzentration zum Erfolg zu kommen, können dies auch besser auf andere Situationen übertragen. Und das Training (bzw. der Clicker) bekommt eine neue emotionale Färbung.
Wichtige Grundlage, vor allem bei Mehrhundehaltung, ist das Warten auf einer Decke (Korb, Box):
1. Der Hund wird durch Handsignal oder durch Locken auf die Decke und in die Position „Platz“ gelockt, sobald der Hund auf der Decke liegt, wird geclickt und in der Position „Platz“ gefüttert. Steht der Hund nach dem Click auf, ist das kein Fehler. Einfach wieder in Position locken und danach Futter geben, nicht das Aufstehen belohnen.
2. Das Verhalten aktiv auflösen, der Hund soll lernen, nicht vor dem Auflösesignal aufzustehen. Das Auflösen kann auch mit Futter belohnt werden.
3. Die Distanz zum Hund schrittweise erhöhen: zuerst das Bein heben, währenddessen clicken und füttern wenn Hund auf seiner Decke liegen bleibt; dann einen Schritt zurück, währenddessen clicken und füttern wenn Hund auf seiner Decke liegen bleibt; etc… Das Auflösen des Verhaltens nicht vergessen!
4. Der Hund wird sich mit großer Wahrscheinlichkeit schon bald selbstständig auf die Decke legen. Dann ist es soweit, das Verhalten zu benennen:
In dem Moment (idealerweise kurz davor), wenn der Hund zur Decke geht, wird das Wortsignal gesagt und dann mit Click und Futter belohnt, wenn er auf der Decke liegt. Verhalten wieder auflösen.
Im Falle einer Mehrhunde-WG:
Bei Mehrhundehaltung sollten diese Basics eventuell mit jedem Hund einzeln aufgebaut werden. Danach kann es beispielsweise so weitergehen:
1. Alle Hunde liegen auf ihrem Platz, in ausreichend großem Abstand zueinander und werden – gleichzeitig – durch Clicker und Futter belohnt.
Inzwischen sollten sie bereits verstanden haben, dass das Aufstehen erst nach dem Auflösesignal erwünscht ist.
Dennoch sollte bei den ersten Einheiten mit mehreren Hunden die Anforderungen wieder heruntergeschraubt werden, also Belohnungsintervall hoch, Abstand zu den Hunden gering, wenig Ablenkung, etc… Schritt für Schritt (siehe oben) diese Kriterien verändern.
Ja, es ist sehr gut möglich, mit einem Clicker zwei (oder mehrere) Hunde zu belohnen: auch wenn im weiteren Verlauf einer „arbeitet“ und der andere „wartet“. Hunde sind intelligent und wissen, wann sie dran sind, wenn man ihnen die Gelegenheit dazu gibt.
Hier ist bereits eine fortgeschrittene Stufe zu sehen, Click für beide, danach gehe ich ruhig zurück und jedeR bekommt einen Keks serviert:
Nemo bekommt seinen Keks, Baghira ist noch mit Kauen beschäftigt:
2. Das Auflösen erfolgt einzeln: Hier wird Nemo mittels Name und Auflösesignal gefragt, ob er aufstehen mag. In dem Moment, wo Nemo aufsteht, bzw. Baghira liegen bleibt, erfolgt der Click und die Hunde bekommen mit ruhigen und langsamen Handbewegungen Kekse.
Es ist empfehlenswert, anfangs dem ruhenden Hund zuerst den Keks nach dem Click zu geben, oder beide gleichzeitig zu füttern (Achtung: keine hektischen, schnellen Bewegungen!):
3. Wenn das einzeln auflösen gut klappt (dh, es gibt keine Fehlstarts vom falschen Hund), bekommt der „arbeitende“ Hund wirklich Etwas zu tun.
Das soll anfangs gar nichts Schwieriges oder Neues sein, ein Sitz genügt (für „Hibbelhunde“ ohnehin schwer genug). Achtung: Click und Futter gibts nur in der erwünschten Position:
4. Nun sollte mehr und mehr begonnen werden, den „wartenden“ Hund nicht mehr bei jedem Click (der ja in weiterer Folge eigentlich für den „arbeitenden“ gedacht ist) mit Futter zu belohnen. Gute ZielwerferInnen unter uns können natürlich auch zwischendurch Kekse auf den Platz des „wartenden“ Hundes werfen.
Der „arbeitende“ Hund lernt unterschiedliche (zuerst) ruhige Signale (Sitz, Handtouch, später auch neue Verhaltensweisen…) auszuführen.
Das Ziel nicht aus den Augen verlieren: „wartende“ Hund lernt geduldig zu warten, „arbeitende“ Hund lernt sich zu konzentrieren.
Diese Anleitung kann natürlich nicht jede Eventualität abdecken und ist gerade für Clicker-AnfängerInnen (dasselbe für Markersignal) anfangs ohne Unterstützung in der Praxis schwierig umsetzbar. Es ist daher sehr empfehlenswert, eine Stunde bei einem Trainer oder Trainerin zu nehmen, als lange Zeit bei den Basics nicht weiter zu kommen. Das frustriert nicht nur die Menschen, sondern auch die Hunde – und bringt vielleicht genau deshalb wieder mehr Hektik rein. Wenn die Grundlagen passen, kann das Training „alles mögliche“ umfassen: alte Tricks, neue Tricks, etc.
Dann macht es ja erst so richtig Spaß.
Hier lernen meine Hunde langsam und konzentriert Körperübungen, die die Balance, Muskulatur und Beweglichkeit fördern. Für die 12-jährige Baghira besonders wertvoll:
Click für bewusst langsames Hinaufsteigen
Keks danach nicht vergessen.
Das klappt auch auf der oberen Stufe.
Handtouch nach oben bringt Baghira dazu, sich zu strecken.
Click für Nemo, wenn er nur auf die erste Stufe steigt, anstatt hektisch zu springen.
Click und freudige Erwartung…
…auf den Keks – ganz ohne Hektik und Frust.
Wichtig: Zum Schluss gibt es immer auf dem Platz….
…Kekse, und zwar mehrere. Durchaus auch auf Decke suchen lassen. Für ein ruhiges Ende der Trainingszeit 🙂