Glücksmomente statt Suchtverhalten – Labradoodle Milo lernt Kooperation
Es gibt Hunde, so wie auch Menschen, die dazu neigen, in „Etwas“ hineinzukippen.
Selbstständig kommen sie selten wieder heraus bzw. auf eine andere Idee – der (erste) Schritt in Richtung Suchtverhalten wird gelegt. Eine bewusste Entscheidung GEGEN das suchtauslösende Verhalten ist schwierig, wenn nicht unmöglich – ohne professionelle Hilfe jedenfalls.
Dies kann soweit führen, dass der Hund auf grundlegende Bedürfnisse vergisst, wie Trinken beispielsweise (im Sommer hochgefährlich – Hitzschlag!).
Dieses „Etwas“ kann zB. das Wort mit 4 Buchstaben sein (B-A-L-L). Warum flippen manche Hunde völlig aus, beim Anblick dieses runden Dings?
Hetzen ist für Hunde (Abkömmlinge der Beutegreifer Wölfe) selbstbelohnend, dh. es werden so viele Glückshormone (Dopamin) ausgeschüttet, dass dies auch OHNE Jagderfolg ausreicht, um das Verhalten aufrecht zu erhalten. Und das ist auch gut so, denn wenn dem nicht so wäre, also nach einigen erfolglosen Hetzversuchen diese Strategie aufgegeben wird, gäbe es wohl unsere besten FreundInnen (die Hunde) nicht. Die natürliche Selektion „wählt“ also Individuen aus, denen Hetzen einfach Spaß macht.
Ich sag erklärend immer zu meinen KundInnen „Es läuft im Hundekopf gerade ein Film ab, hilf ihm mal umzuschalten…“.
Und diese Hilfe kann je nach Situation anders aussehen.
Im Fall von dem Labradoodle-Rüden Milo geht es nicht um Ballsucht, sondern er ist
verrückt nach Wasser. Für einen Labradoodle nicht ganz ungewöhnlich.
Wenn dann zusätzlich noch gaaanz viel aufregende Dinge IM Wasser passieren, wie Spielzeug-Spielen, Menschen springen ins Wasser, Wasservögel machen sich durch Schwimmmanöver interessant, etc, dann ist der Weg zur Einbahnstraße im Kopf von Milo „Ich will zum Waaaasser, Waaaaasser, Waaaaaasser, WAAAAAAAAASSER!“ gelegt und Frauerl rennt hinterher, kommt im wahrsten Sinne nicht mehr nach. Bei Milos Größe auch nicht ganz ungefährlich.
Milo und seine Familie haben das Problem aber rechtzeitig erkannt und zeigen dem jungen Rüden mit meiner Hilfe, dass es auch Sinn macht, zu kooperieren und ruhiger zu werden –> dann wird’s auch wieder was mit dem Wasserspiel.
Bei seiner 2. Trainingseinheit kommt Milo bereits auf Signal aus dem Wasser, setzt sich hin und wird für diese Kooperation mit einem Spielzeugwurf ins Wasser belohnt:
Zusätzlich zum direkten Wassertraining ist es auch wichtig, am Wasser, also auf der Wiese daneben, ein paar nette Spielchen zu machen – damit die Zeit außerhalb des Wassers auch Sinn macht – in Milos Augen.
Hier lernt Milo ein von mir ausgelegtes Leckerli zu suchen (4. Übung diesbezüglich in seinem Leben!), nachdem er sein Frauerl angeschaut hat:
Helft euren Hunden dabei, den internen Film auch mal umzuschalten. Actionfilme sind zwar spannend, aber auf Dauer und ausschließlich zu aufregend. Hin und wieder mal eine Schnulze oder eine Doku helfen, das innere Gleichgewicht zwischen Aufregung und Entspannung aufrecht zu erhalten.
Und immer daran denken, im Training:
Auch für Menschen ist es schwer, von einer Sucht loszukommen, auch wenn diese nicht körperlich abhängig macht: Spielsucht, Internetsucht, etc… Obwohl wir Menschen wissen, weshalb und dass wir etwas ändern sollten, fallen wir immer wieder in alte Verhaltensmuster. Weil’s einfach so angenehm ist!
Dies gilt im Übrigen auch für „simple“ Gewohnheiten:
In der Fahrschule mussten wir alle uns mächtig konzentrieren, um das richtige Pedal in der richtigen Intensität UND im richtigen Moment zu betätigen (und dabei noch richtig lenken, schalten, etc.). Mit zunehmender Übung werden die einzelnen Verhaltensweisen sinnvoll aneinanderkettet, das Verhalten „Autofahren“ automatisiert sich. Wenn jemand aber Gas- und Bremspedal vertauscht, haben wir wieder einiges im Kopf zu tun, um keinen Fehler zu machen. Und es wird uns kaum gelingen, lange Zeit fehlerfrei zu fahren, weil dies höchste Konzentration erfordert – bis das Verhalten „Autofahren“ fertig umgelernt ist und wieder ins Unterbewusstsein wandert.
Hunden geht es bei Gewohnheiten nicht anders. Verhaltensweisen abzulegen oder umzulernen, die bereits (fast) ohne nachzudenken ablaufen, erfordert höchste Konzentration, Fehler (alte Verhaltensweisen) sind sehr wahrscheinlich – vor allem wenn dem Hund Stress oder Druck gemacht wird.
Der wichtigste Unterschied zwischen Mensch und Hund beim (Um-) Lernen von Verhaltensweisen:
Der Mensch weiß – meistens – wieso und welches Ziel verfolgt wird. Der Hund weiß vom sinnvollen Endziel – meistens – wohl nicht Bescheid.
Also geduldig sein und vor allem: trainieren statt dominieren!